Hajo guckt zwar nie Sexfilmchen, fragt sich aber dennoch, wer da so alles mitschaut und pikante Daten sammelt.

 

Pornografie? Dass ist doch dieses…, also da im Internet…, Bungabunga und so, viele Versuche, ins Guinness-Buch der Rekorde zu kommen, nicht so viel Liebe und Zärtlichkeit. Interessiert mich nicht. Früher im Playboy habe ich auch immer nur die Interviews gelesen. Wie alle.

Merkwürdig, oder? Ich kenne fast niemanden, der auf Pornoseiten unterwegs ist. Aber unter den zwanzig meistgeklickten Seiten in Deutschland finden sich gleich drei Anbieter sehr eindeutiger Filme. Statistisch sehen drei Viertel aller Männer und ein Drittel aller Frauen regelmäßig Pornofilmchen, aber niemand spricht darüber? Zu den beliebtesten Suchworten gehörten übrigens „deutsch“ und „Stiefmutter“, was ja schon mal leicht ins Bizarre spielt. Nur nebenbei: Wer je glaubte, es handele sich um gute Unterhaltung, bei der die Darstellenden quietschige Freude empfinden, dem sei die Netflix-Serie „Hot Girls Wanted“ empfohlen. Überhaupt kein Spaß, sondern Milliardenbusiness mit hohem Verschleiß von Körpern und Seelen.

Ein Bekannter, sehr entfernt, raunte mir neulich beim Bier zu, er habe die Kamera seines Laptops abgeklebt, seit er eine merkwürdige Mail bekam. Der Absender behauptete, meinen Kumpel beim Filmegucken gefilmt zu haben, durch die eingebaute Kamera. Für einen Oscar reicht das nicht, aber für eine Erpressung allemal. Profis aktivieren beim Browser zudem den Anonym-Status, weil sie glauben, mit einer tief ins Gesicht gezogenen Digitalkapuze seien sie nicht zu identifizieren. Leider falsch.

Wer Pornos schaut, sagt der Technik-Blogger Brett Thomas, der sollte damit rechnen, dass Surfgewohnheiten und Suchanfragen eines Tages öffentlich werden, und zwar mit Klarnamen des Betrachters. Ein Sprecher des Filmportals Pornhub erklärte schon 2015, dass schlicht zu viel Speicherplatz erforderlich sei, um täglich 300 Millionen Anfragen auszuwerten. Gleichwohl ist bei allen Anbietern Verfolgungs-Technik im Einsatz, deren Umfang kaum ein Besucher kennt. Hängt die seltsame und völlig überflüssige Potenzpillenreklame vielleicht doch mit diesem versehentlichen Aufrufen neulich zusammen?

Auch wenn die Seitenbetreiber dementieren, könnte wohl jeder Teenager mit etwas krimineller Energie und technischen Fähigkeiten eine Pornoguckerdatenbank erstellen. Ich würde als zweiten Namen „Trump“ eingeben. Jeder Browser, auch im Anonym-Modus, hinterlässt bei jedem Besuch einer Webseite eine unverwechselbare Spur, einen unverwechselbaren Fingerabdruck, der sich durch scheinbar harmlose Informationen wie Sprache oder Schriften zusammensetzt. Zudem reichen viele Seiten die Informationen über ihre Besucher automatisch weiter, an Google etwa. Nun, sagt Brett Thomas, fehle nur noch ein Mensch mit krimineller Intelligenz, der die Daten zusammenfügt. Wenn sich etwa Passwörter oder Kreditkartennummern aus den vielen Diebstählen der letzten Jahre mit Besuchsverläufen von Pornoseiten abgleichen lassen, ist rasch eine individuelle Filmhistorie jedes Erdenbürgers zu erstellen. Das wäre für die einen nur peinlich, für andere aber lebensgefährlich, etwa in Gegenden, wo schon Nacktheit ein Grund zum Auspeitschen ist. Was mag der Mullah sagen oder ein Schwulenhasser wie Putin? Andererseits finden sich ausgerechnet die größten Pornofeinde womöglich ganz oben in der Liste. Nur mal als Gedankenspiel: Würde ich lieber Boss oder Chefin oder den Kindern merkwürdige Suchbegriffe wie etwa „Dilf“ erklären wollen oder vielleicht doch eine schmerzhafte, aber machbare Summe an Schweigegeld bezahlen?

Moment mal: Erpressungsgeld aus dem Netz… – da war doch was?

Soll nicht Nordkorea seine Raketenprogramme mit zwei Milliarden schmutzigen Internet-Dollars finanziert haben? Seltsam: Früher machten wir Sex für den Frieden. Heute wird global für den dritten Weltkrieg onaniert.