Die Netzentdecker wollen wachsen. Da helfen ein Design-Thinking-Seminar und Sie, liebe Leser.

 

Genau so habe ich mir meine Entdeckungsreise nach Digitalien vorgestellt: Junge, gutaussehende Menschen und ich treffen sich zu einem Video-Workshop. Wir wollen unser kleines Online-Portal www.netzentdecker.de wachsen lassen: mehr Leser, mehr Klicks, endlich Global Player. Wir werden Techniken aus dem Design Thinking anwenden, eine Methode, mit der Struktur ins Denken kommt. Keine Monologe vom Chef. Alle auf Augenhöhe. Maximal drei Stunden. Und jede Menge gelber Klebezettel, die sich auch im Internet an eine Tafel kleben lassen.

Wir sind sieben Teilnehmer: Jo von der Berliner Digital-Beratungsfirma etventure leitet den Workshop, Juliane hält die Technik am Laufen, Anika, Jascha und ich werden unterstützt von Ersin und Sarah vom Data Hub Ruhr aus Essen, einem Programm der Gründerallianz Ruhr. Wir wollen testen, ob dieser kreative Prozess, der für richtige Unternehmen gedacht ist, auch für unsere kleine Netzentdecker-Bude funktioniert. Wir suchen nach Marktlücken und Optimierungen. Mit diesem Prinzip hat der DataHub Ruhr großen Unternehmen wie Evonik, Haniel oder der Entsorgung Herne zu effektiveren Prozessen verholfen.

Wir Netzentdecker wollen noch mehr Aufmerksamkeit für unsere Webseite. Jo peitscht uns durch die Fragen: Warum sollte wer unsere Webseite besuchen? Welche Ressourcen haben wir? Stimmen die Themen? Was wissen wir über die Kundschaft? Noch dreißig Sekunden. Jeder Gedanke auf einen gelben Zettel. Dann ordnen. Mit Punkten bewerten. Die beste Idee rauspicken und weiterverfolgen. Nächste Runde. Und immer an die Regeln halten: Gequatscht wird nur das Nötigste, als höflich gilt, wer sich stumm schaltet. Keiner verkrümelt sich, alle machen mit. Wer was beitragen will, hebt die Hand. Sollten wir in der Familie auch einführen.

Design Thinking wird beispielsweise vom Software-Haus SAP eingesetzt. Mitgründer Hasso Plattner lässt die Studenten seiner Hochschule in Potsdam mit dieser Methode Produkte und Anwendungen entwickeln. Es geht um Teamarbeit, nie um ein Solo der Lauten. Knappe Zeit, wechselnde Gruppen, immer neue Fragen halten den Druck hoch. Faszinierend, wie sich scheinbar Zusammenhangloses zum Ende hin fügt.

Oberstes Ziel: Einen Wunsch der Kunden zu erfüllen, der leicht umzusetzen und bezahlbar ist. Als Paradebeispiel für das Funktionieren dieser Methode gilt das Optimieren von Hammer und Schraubenzieher. Während die Fachleute den Stahl optimieren wollen, stellt sich heraus, dass Kunden die Werkzeuge nicht gern anfassen. Seit die Griffe ergonomisch geformt ist, verkaufen sich die Gerätschaften deutlich besser. So ist es oft auch bei Webseiten. Während die Betreiber an Gestaltung oder Inhalt feilen, sind die Nutzer genervt, weil die Seite zu langsam lädt.

Kreativität kann Einzelleistung eines Superhirns sein, lässt sich aber besser mit einem bunten Team herauslocken. Gründer mögen gut programmieren können, aber da sind ja noch Vertrieb, Marketing, Gestaltung. Mit dem Design Thinking lässt sich jeder Bereich systematisch nach Verbesserungen durchforsten. Je verschiedener die Teilnehmer, desto besser: Werden etwa Grafiker, Juristin, Vertriebler, Programmiererin beim Kreativsein angeleitet, kommt ziemlich sicher eine breitere Palette von Ideen heraus, als wenn ein Rudel Gleichgesinnter kollektiv in dieselbe Richtung denkt.

Ergebnis nach drei erschöpfenden Stunden: Wir müssen an unsere Kunden ran, keine Ausreden. Weil wir zu wenig wissen über die Bedürfnisse der Zielgruppe, müssen wir Marktforschung betreiben: Was wollen die Leute? Hausaufgabe bis Mitte Mai: Interviews führen mit Menschen über 50, die sich für Internet-Themen interessieren.

Wenn Sie also bis hierhin gelesen haben und eine halbe Stunde am Telefon entbehren können, dann melden Sie sich einfach unter info@netzentdecker.de. Sie könnten Teil einer Erfolgsstory werden. Oder uns einfach geholfen haben. Über die Ergebnisse berichte ich in einer der nächsten Kolumnen.