Überall kursieren Verschwörungserzählungen. Da kann unser Autor nicht stillhalten. Er hat sich ein modernes Märchen überlegt, das auf Fakten beruht. Die kursiv gesetzten Textteile sind Spekulation. Folge 2: Wie Corona die Umsturzpläne aus dem Silicon Valley verdarb.

 

Trumps Wahlsieg 2016 wurde als digitales Meisterstück gefeiert. Als hoch effektiv hatte sich Facebooks Microtargeting erwiesen: Wackelwähler werden mit maßgeschneidert manipulativen Inhalten bombardiert: Der Arbeitslose soll mehr Geld bekommen, der Unternehmer niedrigere Steuern, ohne Plausibilitätskontrolle der Öffentlichkeit. Diese Schmutzarbeit erledigte die Firma Cambridge Analytica (CA), die auch beim Brexit-Referendum mitfingerte und in vielen anderen Wahlen. CA ist längst abgewickelt.

Der frühere CA-Mitarbeiter Christopher Wylie verriet, wie eng die geheimnisvolle Datenkrake Palantir mit CA kooperierte. „Es gab Palantir-Angestellte, die hereinkamen und mit den Daten arbeiteten“, verriet Whistleblower Wylie der New York Times. Palantir war mit CIA-Geld zum Milliardenkonzern aufgeblasen worden, Thema: Sicherheit. Das Megathema wird dem staatlichen Monopol entwunden und zum privaten Geschäftsmodell. Gründer von Palantir: der Demokratieverächter Peter Thiel, zugleich Aufsichtsrat bei Facebook und Mitfinanzier von Trumps Wahlkampf. „Freiheit und Demokratie sind nicht vereinbar“ schrieb Thiel 2009. Fäden, die zusammenlaufen.

Der Plan: Donald Trump for President. Showlust und fehlendes Schmerzempfinden machten ihn zur perfekten Marionette. In der ersten Amtszeit sollte Trump Knotenpunkte der US-Demokratie – Wahlrecht, Supreme Court, Vertrauen der Bürger – demolieren, um in der zweiten Amtszeit ein Plebiszit zu organisieren: Die US-Bürger sollten ihre schwach scheinende Demokratie per Verfassungsreform in eine Digtatur verwandeln. Parallelen zum Brexit?

In der Digtatur werden Entscheidungen allein auf Grundlage von Daten getroffen, die undurchsichtigen Kriterien aber bestimmen die Anführer. Bürger hätten etwa nicht mehr gleiche Rechte, sondern auf Datenbasis erworbene Vor- und Nachteile – die US-Variante des beneideten chinesischen Social-Score-Systems. Trumps wichtigste Aufgabe: das Klima vergiften, jegliches Vertrauen ins bestehende System ruinieren.

Schon 2017, in Trumps erstem Amtsjahr, war QAnon aufgetaucht, eine geheimnisvolle Sekte, die Trump als Retter gegen den angeblich geplanten Umsturz demokratischer Eliten pries. Wer war QAnon? Hatten sich Hacker einen Spaß erlaubt, der sich verselbständigt hatte und bis in die Hirne deutscher Vegan-Köche wirkte? Oder waren noch ganz andere Profis am Werk?

QAnon schürte Hass, Facebook spitzte zu, verbreitete, das Gift wirkte: Straßenschlachten, Gebrüll, Menschen unfähig zum Diskurs. In dieser Angstlage würde Trump sicher wiedergewählt. Regionen, wo die Gewalt auch in seiner zweiten Amtszeit dem Schein nach unkontrollierbar tobte, sollte Palantir auf Trumps Betreiben hin digital überwachen. Angstlagen sind Geschäftsgrundlage für eine Alles-unter-Kontrolle-Datenbude wie Palantir, die Teile des staatlichen Sicherheitsapparats in die private Wirtschaft manövriert hatte. Tatsächlich, quasi-chinesisch, sorgte Thiels Krake für Ruhe.

Digitaler Staatsterrorismus gegen das eigene Volk? Digitale Revolution von innen? Egal: Die Digtatur schien ihre Überlegenheit bewiesen zu haben. Das Referendum besiegelte 2023 den Tod einer alten Demokratie. QAnons Umsturzgeschwurbel erwies sich als schlaue Projektion. Doch der Plan scheiterte.

An Corona. Das Virus kehrte zurück, mutiert. Es ließ sich weder digital beherrschen noch als chinesische Attacke verkaufen. Die Kontrolle der Datenhexer schwand. Um das Komplott zu verschleiern, zog Facebook noch vor Trumps Niederlage die Reißleine und ließ QAnon praktisch verschwinden. Das Entfachen eines Bürgerkriegs schien Trumps Marionettenspielern doch zu heikel. Der Plan wurde gestoppt. Vorerst. Fortsetzung folgt hoffentlich nicht.

 

Lesen Sie auch Folge 1: Ein Komplott für die zweite Amtszeit.

 

Seine digitalen Abenteuer beschreibt Netzentdecker Hajo Schumacher in seinem neuen Buch Kein Netz!: Geld, Zeit, Laune, Liebe – Wie wir unser wirkliches Leben zurückerobern (September 2020, Eichborn-Verlag).

Digitale und andere Themen in Corona-Zeiten behandelt Hajo Schumacher in seinem täglichen Mutmach-Podcast „Wir gegen Corona“.