Hilfe, ich kann mir mein Passwort nicht merken. Wieviel Online-Zeit fürs Kind? Wohin entwickelt sich die Demokratie? Leser fragen, die Netzentdecker antworten.

 

„Liebe Netzentdecker, unser Sohn ist zwölf und nur mit Gewalt von seinem Smartphone zu trennen. Gibt es Strategien, die nicht im Krach enden?“

Barbara, 36, aus Osnabrück

 

„Liebe Barbara,

Sie sind nicht allein. Der Smartphone-Kampf gehört heute zu den Familienritualen wie früher die Spinatdebatte. Hausaufgaben, Einladungen, alles Schulische wird über WhatsApp abgewickelt. Ohne Smartphone wären unsere Kinder abgeschnitten. Zugleich gilt auch: Das Gerät ist eine Ablenkungsmaschine. Bei uns hat sich bewährt, für die Hausaufgaben ein Zeitfenster einzurichten, in dem das Kind offline ist. Abends wird spätestens um 21 Uhr das Netz abgeschaltet. Fast jeder Router bietet eine Timer-Funktion. Vorbildlich wäre, wenn die Eltern um 21 Uhr mitmachen und – Job hin, Netflix her – zum Buch oder zur Zeitung greifen.

Viel Erfolg, Ihre Netzentdecker“


 

„Werte Netzentdecker,

neulich wollte ich mein Profil bei einem Social-Media-Anbieter löschen. Erstens erforderte es detektivische Kleinarbeit, zweitens las ich, dass die Profile zwar unsichtbar werden, aber dennoch weiter existieren. Was kann ich tun?“

Günther, 57, aus Velbert

 

„Lieber Günther,

Sie sprechen ein echtes Problem an: Woher sollen wir wissen, ob ein Unternehmen unser Profil unwiderruflich gelöscht hat oder in einem digitalen Hinterzimmer lagert? Auf dieser Seite https://backgroundchecks.org/justdeleteme/ sind immerhin die gängigsten vor allem amerikanischen Anbieter gelistet, und es wird erklärt, wie man sich abmeldet. Im Zweifelsfall raten Experten zu einem radikalen Schritt: Faken Sie Ihr eigenes Profil, bis Sie sich selbst nicht wiedererkennen, Profilbild, Namen, Biografie, alles. Keine perfekte Lösung, aber digitale Notwehr.

Und Spaß macht es auch. Ihre Netzentdecker“


 

„Liebe Netzentdecker,

es ist mir etwas peinlich, aber: Ich bin eine Passwort-Schlampe. Entweder ist das Wort sicher, dann kann ich´s mir nicht merken. Oder ich behalte es, dann ist es aber einfach zu knacken. Wie komme ich an ein Passwort, das sicher und einfach ist?“

Paul, 34, aus Potsdam

 

„Lieber Paul,

Deutschlands Passwort-Guru Tobias Schrödel empfiehlt einen Dreistufentrick. Zuerst suchst du dir deinen liebsten Buch- oder Filmtitel, oder ein Sprichwort, zum Beispiel: „Qualität kommt von Qual.“ Du nimmst die Anfangsbuchstaben, abwechselnd klein und groß, also QkVq. Dann folgen die letzten beiden Ziffern des aktuellen Jahres, also „20“, die von deinem Lieblingssonderzeichen getrennt werden (meines wäre das „&“), schließlich kommen die ersten beiden Buchstaben der Seite, für die das Passwort gilt. Für Ebay hätten wir „QkVq2&0Eb“. Sieht kompliziert aus, erfüllt alle Sicherheitskriterien, ist für jede Seite individuell.

Viel Erfolg, deine Netzentdecker“


 

„Liebe Netzentdecker,

immer wieder schreiben Sie über die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Demokratie. Die Manipulationen bei Trump-Wahl und Brexit sind bekannt. Wie können wir sicher sein, dass sich diese Tricksereien nicht wiederholen, womöglich noch perfider?

Mit besorgten Grüßen,

Klaus, 49, aus Ulm“

 

„Lieber Klaus,

lange vor Erfindung des Internets stellte Sokrates fest: Ich weiß, dass ich nichts weiß. Ohne Whistleblower, also Mitarbeiter der Manipulationsfirmen, die auspacken, hätten wir nie von den Aktivitäten von Firmen wie Cambridge Analytica erfahren. Hier sind wir beim Kernproblem: Wir wissen nicht, wer unsere Daten wie kombiniert und wo warum nutzt. Datenkonzerne wollen dieses Geheimnis auf keinen Fall lüften, denn dann wäre es keine Manipulation mehr und deutlich weniger wert. Demokratie aber braucht Transparenz, Wählende haben ein Recht zu erfahren, aus welchen Quellen welche Informationen stammen. Die EU-Kommissare in Brüssel sind da übrigens deutlich schärfer unterwegs als unsere Berliner Fachkräfte. Nehmen wir das mal als gute Nachricht.

Ihre Netzentdecker“